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Das Märchen vom Sich-Verkaufen-Müssen

Das Sich-Verkaufen wird meist in Zusammenhang mit Situationen verwendet, in denen es darauf ankommt, einen guten Eindruck zu machen.

Der Klassiker: Das Bewerben und insbesondere das Vorstellungsgespräch. Kommentare zu Videos mit sinnvollen Tipps für ein erfolgreiches Gespräch lauten "Ich bin kein Ja-Sager." oder "Phrasendrescher".


Was soll negativ daran sein, sich von seiner besten Seite zu zeigen und auf die Interessen des Gegenübers einzugehen, zumal wenn man selbst einen Nutzen daraus zieht!?

Ist es doch im eigenen Interesse, von seiner Eignung im konkreten Fall zu überzeugen, um den Job zu bekommen. Auch in anderen Situationen sollte es selbstverständlich sein, die Chancen auf Erfolg durch das eigene Verhalten zu erhöhen.


Vielmehr ist es der alltägliche Ausverkauf unserer Werte & Bedürfnisse, der sich massiv auf unser Selbstwertgefühl und unsere Stimmungslage niederschlägt.

Wir führen ein Leben, das aus Erwartungen und Hoffnungen besteht. Eigene Erwartungen, die wir nicht in Worte fassen können, und Erwartungen anderer uns gegenüber, denen wir im Übermaß versuchen gerecht zu werden.


Je weiter wir uns von unseren eigenen Überzeugungen und Wertvorstellungen entfernen, desto schlechter fühlen wir uns.

Die Arbeitswelt von heute empfinden viele als nicht mehr gerecht. Viel Leistung für wenig Lohn. Wenig Sinn, wenig Motivation. Keine Sicherheit. Keine Wertschätzung. Dies erfordert eine Anpassung, die vielen von vornherein gegen den Strich. Die Folge: Eine negative Grundeinstellung.


Der Mensch möchte aktiv mitbestimmen, für wen er wieviel leistet und unter welchen Bedingungen.

Fühlen wir uns dieser Möglichkeit beraubt, erwächst eine Art Verweigerungshaltung. Ausdruck einer tiefen Sehnsucht nach Anerkennung der eigenen Persönlichkeit mit dem Wunsch, sich selbst treu bleiben zu können.


Je nachdem, welche Prioritäten man für sich selbst setzt, wird man Abstriche machen müssen. Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist dabei wichtig. Wer in einem System arbeitet, das von Macht & Geld gesteuert ist, kann nicht erwarten, "ungeschoren" davon zu kommen. Wer sich davon abhängig macht, riskiert sehenden Auges Überanpassung und Grenzüberschreitungen.


Worum es also geht, ist die innere Überzeugung, die Einstellung sich selbst und anderen gegenüber.

Kein Ja-Sager ist der, der auch Nein sagen kann, der Stellung bezieht, der Grenzen aufzeigt und sich in adäquater sachlicher Weise mit anders gelagerten Interessen auseinandersetzen kann. Hier stehen wir uns selbst im Weg. Denn die Voraussetzung dafür ist, den eigenen Wert zu kennen.

Wer sich selbst nie genug ist, wird immer das Gefühl des Unterlegenen, des Schwächeren haben.

Jede Begeisterung, jede Freude am eigenen Können und an besonderen Talenten wird schon im Kindesalter erstickt. "Sei ruhig, sei lieb, sei brav…", "Eigenlob stinkt" oder "Hochmut kommt vor dem Fall" legen den Grundstein für mangelnden Selbstwert und eine gestörte Kommunikation mit der Außenwelt.


Wenn wir uns davon abhängig machen, wie andere uns bewerten, sind Enttäuschung und Verärgerung vorprogrammiert, fallen die Bewertungen und Belohnungen nicht aus wie erhofft.


Je besser wir uns und unsere Fähigkeiten & Potenziale kennen, desto weniger werden wir uns "unter Wert verkaufen".

Wir müssen anfangen, uns selbst gut zu finden, uns selbst ein gutes Zeugnis auszustellen. Damit stärken wir unser Selbstwertgefühl und können an uns gestellten Forderungen eigene Forderungen entgegensetzen, auf Augenhöhe verhandeln.


Nur wer weiß, wer er ist, kann Haltung zeigen und Position beziehen.

An die Stelle von falscher Bescheidenheit tritt natürliches Selbst-Bewusstsein – in dem Vertrauen, damit die Menschen anzuziehen, die die eigenen Werte & Auffassungen teilen.


Dann entscheiden nicht einseitig Macht & Einfluss, sondern Können & Wollen auf beiden Seiten.

Win-Win eben :)